In der Schweiz ist der bekannteste Lawinenhund sicherlich Barry. Der Bernhardinerrüde mit seinem Schnapsfässli war aber nicht ein Lawinenhund, wie wir sie heute kennen. Barry gehörte zum Hospiz auf dem Grossen St. Bernhard und half den Mönchen, verschüttete Passgänger zu orten. Erst in den 1940er Jahren wurde die systematische Ausbildung von Lawinenhunden durch die Schweizer Armee initiiert, unter der Leitung von Ferdinand Schmutz. Danach, ab den 1950er Jahren war der SAC und seit 2006 die Alpine Rettung Schweiz für die Ausbildung von Lawinenhunden im Ernsteinsatz verantwortlich.

 

Anders als beim Ernsteinsatz werden aber Lawinenhunde auch sportlich geführt: diese Sportart von Hundesportlern wird vor allem von Hundeführern aus Freude an der Arbeit mit ihren Hunden im Schnee ausgeübt.

 

Die zugehörigen Sporthundeprüfungen - wie auch die Schweizermeisterschaft für die Lawinenhunde - werden durch die technische Kommission für das Gebrauchs- und Sporthundewesen (TKGS) reglementiert. Gestartet wird an einer Lawinenhundeprüfung in 3 Klassen, jeder Hundeführer hat mit seinem Hund in der Klasse 1 zu beginnen. Besteht das Team eine Prüfung mit Ausbildungskennzeichen (d.h. mit einer Qualifikation von mindestens 70% der Maximalnoten) ist ein Aufstieg in die nächsthöhere Klasse gestattet. Die Teilnehmer an der Schweizer Meisterschaft starten alle in der Klasse 3. Es qualifizieren sich nur die besten 25 Mensch-Hunde-Teams für die Schweizermeisterschaft: diese Teams mit den höchsten Schnitten an Noten aus den ihren besten Prüfungen des Winters.

 

 

 


Eine Lawinenhundeprüfung besteht aus zwei Abteilungen (einer Grob- und einer Feinsuche):

 

Bei der Grobsuche stellt der Richter dem Hundeführer zunächst eine taktische Aufgabe (ein Einsatzszenario). Der Hundeführer muss dabei drei Fragen zu den Grundsätzen der Lawinenrettung beantworten und aufgrund der taktischen Aufgabe einen primären Suchbereich und eine Suchtaktik definieren. Diese hat er dann zusammen mit dem Hund auf dem Lawinenfeld umzusetzen. Für die Umsetzung muss das Mensch-Hunde-Team innerhalb von 20 Minuten ein Feld zwischen 7000 und 9000 Quadratmetern (je nach Klasse) absuchen und 2 mehrere Meter tief vergrabene Personen auffinden. Findet der Hund eine vergrabene Person, hat er dies durch Scharren anzuzeigen bis der Hundeführer bei ihm ist und dem Richter die Anzeige meldet. In der Prüfung darf der Hund nicht bis zum Figuranten ins Loch vordringen, in der Ausbildung erhält er aber natürlich häufig eine Bestätigung im Loch (z.B. Futter oder Wurst oder auch ein Lieblingsspielzeug). Die Richter werten die Arbeiten im Hinblick auf die Einsatztaktik, wie der Hund geführt wird, das Scharren und die Erfolgszeit.

 

 

Gleich im Anschluss an die Grobsuche arbeitet das Team in der Feinsuche. Diese besteht aus einem Feld von 50 Meter Breite und zwischen 30 und 50 Meter Tiefe (je nach Klasse). Irgendwo auf diesem Feld ist ein Rucksack zwischen 30 und 50 cm tief vergraben (je nach Klasse). Der Hundeführer schickt den Hund von der Mittellinie aus jeweils auf geraden Strecken bis ans Ende des Feldes und ruft ihn zurück, nur um ihn direkt wieder möglichst gerade ans andere Ende des Feldes weiterschicken. Der Hund sucht somit das Feld systematisch ab und zeigt den Rucksack durch Scharren an. Der Hundeführer gräbt den Rucksack aus, zieht ihn an und arbeitet dann weiter bis zum Ende des Reviers. Für diese Arbeit hat das Team 10 Minuten Zeit. Die Richter werten die Arbeiten im Hinblick auf die Führigkeit (die systematische Quersuche), das Scharren und die Ausdauer und Suchintensität des Hundes.


Die Arbeit als Lawinenhund ist für Mensch und Hund sehr anspruchsvoll: Es geht darum, die Hunde so auszubilden, dass sie möglichst schnell und zuverlässig vergrabene oder verschüttete Personen und Gegenstände auffinden und durch anhaltendes Scharren anzeigen. Dabei muss der Hundeführer den Hund möglichst sinnvoll einsetzen und gut führen können. Grundvoraussetzungen für den Lawinenhund sind also Sucheifer, Lauffreude und eine gewisse Robustheit um sich gegen dem Hundeführer durchzusetzen und eine verschüttete Person ausgraben zu wollen. Für den Hundeführer sind gute Schnee- & Skikenntnisse, taktisches Verständnis und Kollegialität (trainieren kann man diese Sportart nicht alleine), sowie Freude am Winter essenziell. Wäre diese spannende Sportart etwas für Sie?

 

Falls Sie Interesse haben, finden Sie Informationen auf der Homepage der TKGS www.tkgs.ch.

 

(Quellen: Brigitte Kaiser, ARS)